,,Der Sandmann“ – Dem Wahnsinn ganz nah

Am 17. Januar 2020 besuchten der Leistungs- und Grundkurs der MSS 12 von Frau Ficus und Frau Kupper die Theateraufführung „Der Sandmann“ nach E.T.A. Hoffmann des Werkstatttheaters am Neuwieder Schloss. Das Stück begann überraschend, da niemand damit gerechnet hatte, dass nur ein Schauspieler alleine spielen würde. Dank der geschickten Inszenierung auf der Basis zentraler Textstellen konnte der Zuschauer der Handlung aber schlüssig und leicht folgen. Sogar der wachsende Wahnsinn des Protagonisten, Nathanael, wurde in Szene gesetzt und zeigte deutlich eines der Hauptprobleme Nathanaels: seine Egozentrik und seine Eigenart, Gefühle und Meinungen anderer auszublenden. Er nimmt nur das wahr, was ihm wichtig erscheint. Auch die Möglichkeit, so die Rolle des Antagonisten Coppelius bzw. Coppola nicht besetzen zu müssen, stellte sich als geschickt genutzt heraus, da, wie auch in der Erzählung angedeutet, der Zuschauer nicht sicher sein konnte, ob dieser existiere oder ob dies nur eine Halluzination Nathanaels sei, hervorgerufen durch sein Kindheitstrauma und den daraus resultierenden Wahnsinn. Zusätzlich wurde mit dem Publikum interagiert, sodass das Stück nie langweilig wurde und die Handlung die Zuschauer mitreißen konnte. Unterhaltsam war auch eine Auflockerung durch Gesang, um einige Charakterzüge Nathanaels, wie z. B. seine Kreativität oder Liebe zu seiner Verlobten Clara, zu verdeutlichen. Ebenfalls gelungen war die Darstellung Olimpias durch eine Schaufensterpuppe. Dies ermöglichte es den Zuschauern trotz der Tatsache, dass Nathanael der einzig dargestellte Charakter war, die Sichtweise der anderen Figuren zu begreifen, die natürlich nicht verstehen können, wie Nathanael sich in eine Puppe verlieben konnte. Abgeschlossen wurde der Theaterabend mit einer Fragerunde, bei der die Möglichkeit bestand, mit dem Schauspieler und einem Vertreter des Regisseurs ins Gespräch zu kommen. Bei diesem kam die Frage auf, ob die Inszenierung auch im Sinne von E.T.A. Hoffmann sei. Dies ist natürlich eine Frage, die jeder Zuschauer für sich selbst beantworten muss. Insgesamt war es aber eine überzeugende Interpretation des Schauspielers und eine gelungene Aufführung, welche nicht nur für Schüler, sondern auch für alle am Theater Interessierte empfehlenswert ist.