Der Abiturjahrgang 2008

In festlicher Kleidung präsentierte sich der Abiturjahrgang 2008 den Fotografen: Nach dem Entlassungsgottesdienst in der Marktkirche, dessen Kollekte von fast 800 € dem Kinderhospiz Koblenz gespendet werden konnte, fand die eigentliche Feier im Heimathaus statt.

Im offiziellen Teil, unterbrochen von einem attraktiven Büfett, wurden, begleitet von Ansprachen, die 81 Zeugnisse ausgehändigt und Abiturienten für besondere Leistungen geehrt.

Einzelne Kurse trugen zum Unterhaltungsprogramm bei, das nach Mitternacht durch den Auftritt einer bekannten Showband abgeschlossen wurde.

Die Ansprachen von Frau Pinger und den Vertretern der Abiturientinnen und Abiturienten:

E. Pinger: Abiturrede anno 2008

Sehr verehrte, liebe Eltern, vielleicht auch Paten oder Großeltern, Geschwister und Freunde unserer Abiturienten, liebe Kolleginnen und Kollegen, verehrte Gäste, liebe, in etwa 60 Minuten unwiderruflich ehemalige Schülerinnen und Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums, oder noch besser: liebe Abiturientia 2008 !

Es ist geschafft ! Sie haben es geschafft! Sie sind geschafft! Und – wir auch! Nach den in manchen Fällen, doch recht nervenaufreibenden mündlichen Prüfungen, – in anderen Fällen waren diese lediglich noch eine lästige Pflicht und in einigen Fällen für Sie selbst und für die Prüfungskommission eine angenehme Überraschung – also nach all dem und dem für alle am Schulleben Beteiligten anstrengendem Abisturm, sehen Sie heute Abend doch wieder einigermaßen erholt und im Übrigen festlich gekleidet, ungewohnt chic und dem Anlass entsprechend gut aus.
Ein wenig – nur ein wenig, ein kleines bisschen von dieser Eleganz hätte sich mancher Lehrer und auch ich zumindest in einigen Fällen bei dem einen oder anderen Kandidaten im mündlichen Abitur gewünscht. Nun ja, die Tatsache, dass Sie das heute Abend wieder wettmachen, gibt uns die Hoffnung, dass Ihr Gespür für besondere Anlässe und für die Wichtigkeit und Wertschätzung eines entsprechenden, gebührenden Rahmens im Ansatz vorhanden ist. Auch oder gerade, weil es Äußerlichkeiten sind, nimmt man sie wahr und ordnet sie ein.

Diesen Gedanken möchte ich im Folgenden ein wenig auf Ihren Jahrgang fokussieren. Die Idee dazu kam von Ihnen selbst. In einem abschließenden, wertenden Gespräch nach dem offiziellen Unterrichtsende Mitte Februar sagte mir einer aus Ihren Reihen: Wissen Sie, Frau Pinger, ich habe in der Oberstufe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Epochalnoten abhängig davon sind, wie sympathisch man dem Lehrer ist.“ Ich setzte schon zu einer entrüsteten Ablehnung dieser These an mit dem Hinweis auf unsere geschulte Wahrnehmung und Einordnung von quantitativer und qualitativer Mitarbeit der Schüler. Natürlich räumte ich ein, dass bei den Epochalnoten kein durch und durch transparentes und in jedem Falle nachvollziehbares Punkteraster zum Einsatz kommen kann, wie das bei den Rohpunkten in einer durchstrukturierten Kursarbeit der Fall ist, dass es aber dennoch – bei systematischer und regelmäßiger Dokumentation der wahrgenommenen Mitarbeit durch den Lehrer – zu einer treffenden Bewertung kommen kann und muss.
Obwohl ich nun fast 30 Jahre unterrichte und schon einige tausend Epochalnoten vergeben habe, so war mir diese – noch nicht einmal vorwurfsvolle, sondern einfach konstatierende – Überlegung des jungen Mannes, die Beschäftigung mit diesem Umstand wert und die Initialzündung für meine Worte an Sie, heute Abend.

Sympathie – ein Vorteil? Ohne Zweifel!

In der heutigen Bedeutung ist Sympathie ein menschliches Gefühl. Die Wahrnehmung dieses Gefühls ist subjektiv und für Beobachter nicht unbedingt nachvollziehbar.
Per definitionem ist Sympathie „Mitgefühl“ bis hin zum „Mitleid“, aber nach unserem heutigen Verständnis ein Gefühl der Zuneigung eines Menschen zu einem anderen, das weder Freundschaft noch Liebe, mitunter noch nicht einmal persönliche Bekanntschaft voraussetzt. Die Sympathie lässt sich oft gar nicht verstandesmäßig begründen und äußert sich in starkem Mitgefühl sowie in einem Engagement für den Menschen, den man eben sympathisch findet.

Nun, was passt davon auf ein Lehrer-Schüler-Verhältnis, und welche Auswirkungen hat das auf Epochalnoten? Oder sollten wir von den leidigen Epochalnoten nicht einfach von der allgemeinen Wahrnehmung, Einschätzung und Bewertung eines Schülers durch einen Lehrer sprechen?
Ob die Schüler einen Lehrer oder eine Lehrerin sympathisch finden, hängt nach Ihren eigenen Aussagen weniger davon ab, ob er oder sie leichte Kursarbeiten stellt, großzügige Noten gibt und bei dem oder der man fast alles machen darf, sondern eher davon, ob er oder sie im schülerbezogenen Handeln glaubhaft, gerecht, menschlich humorvoll und fachlich kompetent erscheint. Auch wenn ein positives feedback jeden Lehrer freut, seine Linie bestätigt und seine Erfahrung bereichert, so sind es doch umgekehrt vor allem die Schüler, die ein positives feedback von Lehrerseite weiterbringt. Wir haben – und ich denke, ich darf für die Lehrerinnen und Lehrer, von denen Sie unterrichtet wurden, sprechen – immer wieder versucht, Ihnen zu vermitteln, dass guter Unterricht von unserem „input“ und Ihrem Interesse und Ihrer Mitarbeit lebt. Sicherlich mag dieser input Sie nicht immer von den Stühlen gerissen haben, montags morgens nicht und auch nicht freitags nachmittags. Und auch zwischendurch gab es für Sie schon mal Interessanteres als Kurvendiskussionen, Zellstrukturen, The American Dream oder das absurde Theater bei Ionesco.
Und was hat das nun mit Sympathie zu tun? Oder mit der Behauptung, wer sympathischer empfunden wird, bekommt die besseren Noten?
Nun, Ihr Job ist – bzw. jetzt muss ich sagen – war die Schule und die Erfüllung schulbezogener Pflichten, und unser Job ist und bleibt das Unterrichten. Wenn beides im Einklang steht, also unsere Bereitschaft, Sie ordentlich zu unterrichten und Ihr Wille und Ihre Bereitschaft zur Mitarbeit, so war das schon die halbe Miete. Woran kann ein Lehrer sich sonst noch orientieren, wenn er nach bestem Wissen und Gewissen unterrichtet, nach Lehrplan und unter Einsatz wechselnder oder auch konstanter bewährter Methoden? Bringt es dem Schüler wirklich mehr, wenn er dem Lehrer sympathisch ist, und wenn ja, stellt er sich die Frage, ob er eher sympathisch oder unsympathisch rüberkommt und woran das liegt?
Natürlich schaut ein Lehrer lieber in interessierte, begeisterte, zustimmende, annehmende Gesichter als in gelangweilte, beleidigte und desinteressierte. Natürlich gibt es da auch kausale Zusammenhänge, aber eben nicht nur. Die Sache mit der Schule ist ja nun für Sie vorbei. Aber in diesem Zusammenhang ergeben sich doch ein paar wirklich wertvolle und hilfreiche Überlegungen, die Sie bei zukünftigen Abhängigkeiten beachten sollten. Ob Ihr Tutor an der Universität, Ihr Ausbildungsleiter oder Personalchef Ihnen sympathisch ist, ist zunächst zweitrangig, aber ob Sie ihm sympathisch sind, kann für Sie essentiell sein und das Erstaunliche daran ist – Sie haben es zum großen Teil selbst in der Hand.
Also ein Spiel mit der Subjektivität? Wenn Sie so wollen – ja! Wie oft habe ich schon in der Mittelstufe manchen pubertierenden, trotz interessanten Unterrichtsstoffes gelangweilten Schülern gesagt: „Dann tut doch wenigstens so, als ob es euch interessiert, damit ich den Eindruck bekomme, ihr seid dabei und arbeitet mit.“ Und wenn dies tatsächlich jemand probiert hat, durch sein „so tun als ob“ tatsächlich dem Stoff näher kam, eine richtige Antwort nach Aufforderung gab, eine zweite oder gar dritte selbstständig und eigeninitiativ erfolgte, dann war das Eis gebrochen, der Stoff verstanden und Interesse geweckt, eben durch diese Erfahrung der aktiven Beteiligung, die zunächst vielleicht nur – wie würden Sie heute sagen – „gefaked“ war. Und plötzlich war sogar Sympathie mit im Spiel, zumindest empfand der Lehrer diese für den Schüler, der sich zu seinem eigenen Vorteil auf dieses Spiel einließ. Vielleicht ein Trick, aber kein mieser, sondern einer, der sich verselbständigt und dem Schüler eigentlich nur Vorteile bringt: für seine eigene Lernerfahrung und für seinen Sympathiewert beim Lehrer.
Vielleicht sagen Sie – und in meinem eigenen 13er-Kurs hätte es mit Sicherheit der eine oder die andere auch gesagt – „darauf kann ich verzichten. Ich bin wie ich bin, und wenn ich müde, gefrustet, lustlos bin, dann kann das auch jeder sehen. Dann halte ich meine Antworten – wenn ich überhaupt eine gebe, denn man hat mich gefragt, ohne dass ich mich meldete – bewusst eintönig und minimalistisch und mache durch Mimik und Körpersprache deutlich, dass ich an einer Mitarbeit im Moment absolut nicht interessiert bin. Punkt!“
Vorsicht! – das ist der klassische Fall von verschenktem Sympathiepotential zum eigenen Nachteil!

In naher oder auch etwas fernerer Zukunft werden Sie hier umdenken müssen, – es sei denn, Sie können sich eine „Null-Bock“- Einstellung finanziell und emotionell leisten.
Wenn nicht, sollten Sie alles daran setzen, sympathisch rüber zu kommen, gerade in Situationen, die für Ihr Weiterkommen Weichen stellen. Verstehen Sie mich nicht falsch, denn sie sollten sich weder anbiedern – oder wie haben Sie es in Ihrer Abizeitung genannt? – zum „Schleimer“ werden. Das ist zu offensichtlich und hat keinen Bestand. Aber in gewissen Momenten über seinen launischen Schatten springen, einfach höflich und freundlich sein, mit Blickkontakt und Körpersprache dem Gegenüber signalisieren „ich nehme dich wahr und reagiere auf deine Botschaft“; im ruhigen Austausch von Argumenten seinen Standpunkt vertreten, ihn modifizieren oder beibehalten“, diese Einstellung birgt die besseren Chancen auf eine Akzeptanz im menschlichen Miteinander und hätte – und das ist das Fazit meines langen Anlaufes – wahrscheinlich sogar zu einer besseren Epochalnote geführt.

Probieren Sie es in Ausbildung oder im Studium aus. Epochalnoten wird es wohl keine mehr geben, aber andere Herausforderungen, die Sie leichter bewältigen, wenn Sie über ein gewisses Sympathiepotential verfügen und davon zehren können.

Sehr verehrte Eltern, hier sind sie nun, Ihre Abiturienten; abire, lateinisch fortgehen, Ab-iturus, also einer , der im Begriff ist, fortzugehen.
Fort-Gänger, Ab-Iturienten sind sie nicht nur aus der Schule, das sind sie auch von zu Haus.
Sie, die Eltern, bemerken wohl schon seit längerem den naturgemäßen, ständigen Ablöseprozess. Er hat sich bereits in kleinsten, unmessbaren Schritten vollzogen. Irgendwann geschah es: Kein Kuscheln mehr im Elternbett – Ausnahmen bestätigen die Regel, sind aber bei wöchentlicher Häufung bedenklich – , ein vergnügtes Nicht-Gehorchen ganz ohne Gewissensbisse, ein Nicht-um-Mitternacht-zu-Hause-Sein, das Verreisen mit Freund oder Freundin ohne die Eltern; die Wahl einer Partnerin oder eines Partners, an dessen Lippen man mehr hängt als an denen der lieben Eltern, der oder die den Eltern vielleicht sogar nicht gefallen kann. Übrigens, das ist der Lauf der Welt; Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, wird es in zwanzig, dreißig Jahren mit Ihren Kindern genauso ergehen. Dann sind Sie dran, dann werden Sie diese merkwürdige Freude-Trauer des Abschieds erleben. Das sehen die Eltern und Älteren voller Schadenfreude voraus.
Ihnen, den Eltern unserer Abiturientia möchte ich auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen für die Unterstützung und Zusammenarbeit in vielen Fällen und auf verschiedenen Ebenen danken und Ihnen für die weitere Entwicklung Ihrer Sprösslinge – auch wenn sie sich nun in einiger Entfernung zum Elternhaus vollziehen sollte – alles Gute wünschen.

Ein herzliches Dankeschön sage ich den Kolleginnen und Kollegen, den Stammkursleiterinnen und Stammkursleitern, die diese Stufe zum Abschluss geführt haben. Durch Pensionierungen oder andere Umstände waren einige Wechsel innerhalb der Oberstufe notwendig geworden, die immer eine Herausforderung und vorübergehende Unsicherheit für beide Seiten bedeuten, aber für alle – Dank Ihres pädagogischen und fachlichen Einsatzes – wirklich gut bewältigt werden konnten.

Liebe Abiturientinnen, liebe Abiturienten!

Wenn Sie als die „Schärfsten“ jetzt gehen, was bleibt dann zurück? Wirklich nur ein schaler Nachgeschmack? Am Donnerstag Mittag nach ihrem Abisturm sah es zunächst danach aus. Aber glücklicherweise gab es in Ihren eigenen Reihen genügend Schärfe und Würze – um bei diesem Bild zu bleiben – durch die genau das verhindert bzw. an einigen Stellen wenigstens gemildert wurde. Die meisten von Ihnen haben erkannt, dass Ihr witziges Motto so wörtlich nicht umgesetzt und verstanden werden darf, haben ihre nun dokumentierte Reife bewiesen und die für alle so genannten Hochschulreifen anstehende Arbeit verantwortungsvoll und selbstverständlich gemacht und Schaden begrenzt. Dafür sollten Ihnen zumindest einige Ihrer Jahrgangsgenossen besonders dankbar sein.
81 Reifezeugnisse werden heute Abend überreicht, zehn davon weisen als Gesamtnote eine 1 vor dem Komma auf. Ich gratuliere Ihnen allen von Herzen im Namen der Schulgemeinschaft des Werner-Heisenberg-Gymnasiums zum bestandenen Abitur. Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie mit Zuversicht und Gelassenheit, aber auch mit Arbeitseifer, Fleiß und dem notwendigen Biss die Zukunft meistern, dass Sie mit Offenheit und Neugierde in Ihre weitere Ausbildung gehen, dass Sie Sympathie erfahren und selbst Sympathie ausstrahlen, dass Sie Ihre Freundschaften aus der Schulzeit in besonderer Weise pflegen und dass Sie summa summarum gern an Ihre Zeit am Werner-Heisenberg-Gymnasium zurückdenken.

Alle unsere guten Wünsche begleiten Sie!

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Rede zum Abitur des Jahres 2008 am Werner-Heisenberg-Gymnasium Neuwied

von Juliane Johann und Jörn Wegner

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(Wir kommen auf die Bühne und tragen einen kleinen Karton mit nach vorne.)

Le chez-soi, c’est où s’accomplit le moi. (Zuhause bedeutet Erfüllung deiner selbst.)

Dreizehn Jahre lang hat man versucht, uns beizubringen, weisen Worten zu folgen. Und jetzt hat es endlich geklappt.
Liebe Frau Pinger, wir wissen, dass es für Sie sehr überraschend kommt, wir hätten es Ihnen gerne bereits vorher mitgeteilt, aber unsere Briefeule (Eule streicheln) ist scheinbar nie bei Ihnen eingetroffen.

Darum an dieser Stelle ganz unförmlich: Wir bleiben!

Das tut uns in gewisser Weise sehr leid, denn das bedeutet für Sie:

– eine sehr hohe Telefonrechnung für die kommenden Wochen und
– viel Stress für Sie und Frau Weißenfels,

denn unsererseits ist schon alles geplant, bloß müssten Sie nun noch den 150 Sextaner-Eltern absagen, da leider kein Platz für Ihre Kinder
vorhanden sein wird, weil der Antrag auf den Bau eines Alterssitzes am WHG für uns von der Kreisverwaltung abgelehnt wurde.

Liebe Lehrerschaft, liebe Eltern und Familienmitglieder, liebe Freunde und Bekannte,

einige von Ihnen kennen das WHG sehr gut, andere weniger gut, vielen von Ihnen wird es seltsam erscheinen, dass wir es nicht verlassen
wollen, deswegen nun die 10 Schokoladenseiten des WHG, die wir zu schätzen wissen und für die wir sehr dankbar sind:

(1) Wie schon einige WHGler-Generationen vor uns festgestellt und wie bereits am Eingang festgehalten wurde: Montag bis Freitag, acht Uhr, Muppet-Show – der geregelte Tagesablauf

(2) Kopierer defekt! Schlüssel verloren! Etwas im Klassenraum vergessen! – auch für Schussel haben die Hausmeister und der technische Assistent immer eine helfende Hand und einen passenden Rat

(3) An keinem anderen Ort der Welt gibt es so viele vorbildliche Erwachsene – die Lehrerschaft

(4) Einer für alle, alle für einen – das WHG: eine einzige große Familie

(5) Man sieht sie jeden Tag und kann nicht ohne – die Freunde

(6) Computer, Drucker und Telefon – federführend sind am WHG die beiden Sekretärinnen

(7) Auch für faule Feinschmecker hat das WHG ein Herz – gekocht wird in der Mensa

(8) 300 Jahre Regeln, Kompetenz und Organisation – die lange Tradition des WHG

(9) Wir fühlen uns geehrt, dass extra für uns alles so schön hergerichtet wurde – die neu renovierten Unterrichtsräume

(10) Sie bewahren die weiße Weste des WHGs und haben schon so manches Mal Sitzecken, Klassenräume und Lehrerzimmer gerettet – die Reinigungskräfte

Meine Damen und Herren, gibt es ein besseres Beispiel für die Förderung junger Menschen, als eine Schule mit so vielen Schokoladenseiten? Natürlich nicht! Deswegen können wir nicht verantworten, dass den 150 kommenden Sextanern diese Vorzüge entgehen, nur damit wir bleiben können. Also ist es dann wohl doch nötig, dass wir das WHG verlassen. Wie die Jahrgänge vor uns auch.
Sie machen uns Mut, denn sie haben es auch geschafft, mehr oder weniger erfolgreich diesen neuen Lebensabschnitt, der auf das Abitur folgt, zu begehen.
Weil wir also von dieser Schule gehen, bleibt für Sie, liebe Schulleitung, dieser Karton mit Erinnerungen an uns zurück. Man darf diese durchaus auf eine humoristische Art verstehen und wirken lassen. Vielleicht ist das das beste Mittel, der Vergangenheit mit ihren Tief- und Hochpunkten zu begegnen, um sich Zukünftigem zuwenden zu können. Denn das Vergangene hat uns reich werden lassen an Erfahrungen, die selbstverständlich unsere Zukunft bestimmen werden.
In jedem von uns wurzeln verschiedene Facetten der gemeinsamen Vergangenheit und setzen schließlich ein ganz persönliches Mosaik
dessen zusammen, was künftig nur noch in der Erinnerung Bestand haben wird.
Insofern ist es völlig legitim, auch das Scheitern in der Vergangenheit als Erfahrung anzusehen, selbst wenn es zuerst natürlich missmutig
stimmt, entfaltet es seine positive, sensibilisierende Wirkung langfristig gesehen in jedem Fall.

Das, was nun kommt, was auf die beinahe 13 Jahre Schule folgt, bedeutet wenigstens anfangs sicherlich eine innere Spannung auf verschiedenen Feldern. Denn Fragen werden aufgeworfen, die zu beantworten, zu erdulden oder zu ignorieren sind. Was möchte ich später machen? Welchen Beruf möchte ich ausüben? Welche Fähigkeiten bringe ich mit? Welche Möglichkeiten habe ich?

Wir verlassen in der nächsten Zeit womöglich das Zuhause, damit kapseln wir uns ab von unseren Eltern und Geschwistern, von der übrigen Familie und von unseren Freunden. Entweder, weil wir anderswo ein Studium oder eine Lehre beginnen, weil wir eine Arbeitsstelle annehmen oder ein Praktikum absolvieren oder weil wir einfach nur von zu Hause weg möchten, um Neues, Frisches, Anderes zu erfahren, um auf eigenen Beinen zu stehen, um uns zu emanzipieren. Eventuell kapseln wir uns auch ab, obwohl wir zu Hause wohnen bleiben, denn dabei betreten wir trotzdem fremden Boden, den wir entdecken werden, treffen trotzdem auf fremde Leute, die wir kennen lernen werden, und erleben trotzdem fremde Situationen, die wir entweder erfolgreich meistern oder an denen wir scheitern werden.

Wir wünschen allen, die an der Schwelle eines neuen Lebensabschnittes stehen, den Mut, Neuem gegenüber weder Augen, noch Arme zu
verschließen; dieses Neue daraufhin freudig mit offenen Armen zu empfangen oder ihm bewusst den Rücken zuzukehren. Letztlich ist diese Entscheidung der Weg auf der Suche zu sich selbst und zur Verwirklichung der eigenen Identität.

Wir danken der Schulleitung, der Lehrerschaft und den anderen wirkenden Kräften an dieser Schule,
dass sie für uns da waren, wenn es nötig war,
dass sie uns aufgezeigt haben, dass es auch lohnenswert sein kann, steinige Wege zu begehen
und dass sie uns unsere selbstbestimmbare Zukunft mit ermöglichen und ermöglicht haben.

Wir danken unseren Familien und unseren Freunden,
dass sie viele glückliche Momente mit uns geteilt haben
und dass sie uns auf besagten steinigen Wegen jederzeit den Rücken gestärkt haben.

Meine Damen und Herren, wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und wünschen Ihnen weiterhin einen angenehmen Abend.