10a im Schüler-Landtag: Abstimmungsziel verfehlt, Interesse geweckt!

Ein Dienstagvormittag im Mainzer Landtag: Rote und grüne Lämpchen leuchten an diesem 26. März neben den Mikrofonen an vielen Pulten im Plenarsaal auf, die Landtagspräsidentin verteilt routiniert das Rederecht an beflissene Abgeordnete der verschiedenen Fraktionen. Plötzlich jedoch sorgt die Frage nach statistischen Belegen für nervöse Umtriebigkeit bei einigen Verkehrsexperten, die soeben einen neuen Gesetzesentwurf vorgestellt haben. Einige Hinterbänkler lässt das eher kalt: Sie reizen derweil seelenruhig die Mechanik ihrer komfortablen Drehstühle aus und bedienen mehr oder weniger auffällig ihre mobilen Endgeräte – natürlich nur, um schnell noch relevante Hintergründe zu recherchieren…

Eine völlig normale Landtagssitzung also? Nicht ganz, denn einmal jährlich führen schon seit 1985 vier zehnte Klassen aus verschiedenen Rheinland-Pfälzer Schulen im Landtag ein parlamentarisches Rollenspiel durch und versuchten dabei, den anderen Schülerfraktionen ein positives Votum für den eigenen, in monatelanger Arbeit erstellten Gesetzesentwurf abzuringen.

Die Klasse 10a des WHG hatte sich im September 2018 beworben, wurde vom Landtag ausgewählt und nahm als Fraktion „WbZ“ (Wir bilden Zukunft) teil. Ihr Vorschlag zielte darauf ab, die Gewichtung der Klassenarbeiten in der Zeugnisnote zu verringern und somit die Relevanz anderer Formen der Leistungsüberprüfung zu stärken. Wie sah jedoch die Bilanz am Ende des langen Sitzungstages aus? „Wir konnten unser Gesetzesvorhaben zwar letztlich nicht durchbringen und haben gesehen, wie schwierig es ist, ein kompliziertes politisches Anliegen verständlich zu vermitteln. Unser Vorschlag rief jedoch die interessanteste Debatte hervor und machte ein sehr breites Meinungsspektrum sichtbar, gerade weil wir ein eher kontroverses Thema gewählt hatten“, waren sich die Nachwuchspolitikerinnen Melanie Jung und Merle Dunker sicher. Die gesamte Fraktion betonte: „Wir haben es als sehr angenehm empfunden, wie fair, konstruktiv und verantwortungsvoll hier Schüler aus unterschiedlichen Schulformen miteinander umgegangen sind.“ Auch die Anpassung an die nötigen Regularien erfolgte rasch: „Es war ungewohnt, bei jedem einzelnen Redebeitrag den eigenen Namen und den der Fraktion zu nennen, nach einiger Zeit lief das aber von allein, man fühlte sich als Teil der Debatte und blieb am Ball.“ Vergeblich waren die Mühen der letzten Monate also keineswegs, zumal die seitens der 10a eingereichten Änderungsanträge zu den Entwürfen anderen Fraktionen problemlos die Abstimmung passierten und somit auch Ideen der WHG-Fraktion „WbZ“ zur Mobilität älterer Mitbürger und der Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten in naher Zukunft von den echten Parlamentariern in den Fachausschüssen des Landtags behandelt werden.

K. Wüstehube